Abteilung Berufs- und Wirtschaftspädagogik


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10. Januar 2024 : „Zeitzeuge“ der Universität Osnabrück : Symposium zur Verabschiedung von Prof. Dr. Thomas Bals

Er kennt die Universität Osnabrück seit Mitte der 1980er Jahre und damit auch alle ihre bisherigen Präsidenten. Als Vizepräsident für Hochschulentwicklung und Strategie war Thomas Bals von 2016 bis 2022 selbst mit für die Entwicklung der Universität verantwortlich. Jenseits der universitären Selbstverwaltung engagierte er sich, ab 2009 als Professor für Berufspädagogik, erfolgreich in Forschung, Lehre und Studium.

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© Hermann Pentermann

Am 14. Dezember 2023, wurde Prof. Dr. Thomas Bals im Rahmen eines Symposiums in der Schlossaula in den Ruhestand verabschiedet. Unter den zahlreichen Teilnehmern waren neben dem Präsidium der Universität und ehemaligen Präsidenten viele Kollegen/innen aus den Fachbereichen von Universität und Hochschule. Vor allem aber hatten sich sowohl universitäre Berufs- und Wirtschaftspädagogen, darunter auch aus der Schweiz und Österreich, als auch Vertreter von Studienseminar, Landesschulbehörde und aus den Beruflichen Schulen eingefunden. Dass auch Stadt und Landkreis, die IHK und HwK durch ihre Funktionsträger und politische Mandatsträger sowie Unternehmen, Kliniken und Stiftungen präsent waren, verweist auf die, gerade auch von Thomas Bals als Vizepräsident forcierte und in den letzten Jahren gewachsene Bedeutung der Universität für die Stadtgesellschaft und Region.

Seine Rolle im Präsidium und sein Engagement für die Universität insgesamt stand auch im Mittelpunkt des Grußwortes von Präsidentin Prof. Menzel-Riedl, die ihn vor allem als innovativen, meinungsstarken und durchsetzungsfähigen, aber auch humorvollen Kollegen würdigte. Die gemeinsame Arbeit im Präsidium sei ungemein produktiv und von freundschaftlicher Verbundenheit geprägt, zugleich aber mitunter durchaus auch anstrengend gewesen. Insbesondere für den außerordentlich erfolgreichen Strategieprozess der Universität, die Etablierung des KI-Campus und des - mit der Hochschule gemeinsamen - Gesundheits-Campus Osnabrück habe Thomas Bals als Vizepräsident für Hochschulentwicklung und Strategie die Federführung gehabt. Sie gehe davon aus, dass er die Universität hier und dort auch zukünftig unterstützen werde.

Mit dem ursprünglichen Berufsziel „Schulpsychologe“ absolvierte Thomas Bals ein Doppelstudium der Psychologie und der Wirtschaftspädagogik an der Universität Köln. Dort war er anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Berufs-, Wirtschafts- und Sozialpädagogik und nebenberuflich als Lehrer an einer Fachschule beschäftigt. Im Jahr 1985 wechselte er an die Universität Osnabrück und wurde nach Promotion (1989) und Habilitation (1995) zum apl. Professor (1998) im Fachgebiet Berufs- und Wirtschaftspädagogik ernannt. In 2002 erfolgte eine Berufung auf die Hochschuldozentur (C2) für "Medizin- und Pflegepädagogik" an der Technischen Universität Dresden. Seit 2009 ist Thomas Bals Professur für "Berufspädagogik" (W3) im Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften an der Universität Osnabrück. Im Jahr 2012 war er während seines Forschungssemesters als Visiting Scholar am European Institut der School of International and Public Affairs (SIPA) an der Columbia University/ New York affiliiert.

Auch bereits vor seinen Amtszeiten als Vizepräsident für Hochschulentwicklung und -strategie (2016 – 2022) engagierte sich Prof. Bals in der Selbstverwaltung der Universität Osnabrück, so von April 2011 bis März 2015 als Geschäftsführender Leiter des Instituts für Erziehungswissenschaft und seit April 2015 als Dekan des Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften; seit April 2016 war er zugleich Dekanesprecher.

Den Schwerpunkt seines Lehr- und Forschungsprofils bildete, worauf insbesondere im Grußwort des Institutsdirektors Prof. Frommberger hingewiesen wurde, die Berufsbildung im Gesundheits- und Pflegebereich, auf sich neben Dissertation und Habilitation auch das Gros seiner jeweils über 100 wissenschaftlichen Publikationen und Vorträge bezieht. Als dem in der Berufspädagogik wohl profiliertesten Experten für die Gesundheitsberufe wurde er auch mit bildungspolitisch herausgehobenen Entwicklungs- und Beratungstätigkeiten betraut und war (inter-)nationaler Expertengruppenleiter für den Bereich "Social & Health Care" im Rahmen der vom BMBF/ SOFI verantworteten Feasibility Study zum „Berufsbildungspisa (VET-LSA)“ sowie Leiter der "Arbeitsgruppe Gesundheit" im Rahmen der Entwicklung und Erprobung des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) im Auftrag von BMBF/ KMK.

Weitere Forschungsprojekte und -beiträge galten der "Beruflichen Begabungsforschung“, der „Früherkennung des Qualifikationsbedarfs innovativer Tätigkeitsfelder“, dem „Aufstieg durch berufliche Bildung“, der „internationalen Berufsbildung“ mit dem Fokus Costa Rica und vor allem auch Innovationen in der Lehrerbildung für berufliche Schulen.

Als Dekan des Fachbereichs Erziehungs- und Kulturwissenschaften verwies Prof. Reintjes darauf, dass von letzterem Arbeitsschwerpunkt auch die einschlägigen Studiengänge an der Universität Osnabrück profitieren konnten. Die Berufs- und Wirtschaftspädagogik hat sich hier inzwischen mit insgesamt fünf Professuren als Fach etabliert und verantwortet LbS-Studiengänge in verschiedenen Formaten (z.B. Kooperationsstudiengänge von Universität und Hochschule, Option „Quereinstiegsmaster“) mit inzwischen 9 Fachrichtungen und fast 1.000 Bachelor-/ Master-Studierenden. Mit dem geplanten Studiengang Wirtschaftspädagogik als zehnter Fachrichtung, würde die Universität Osnabrück zum "LbS-Vollsortimenter“, womit bundesweit allenfalls noch die TU Dresden und Universität Hamburg aufwarten können.

Als Fachkollege wies Prof. Frommberger in seinem Grußwort des weiteren darauf hin, dass Thomas Bals in der Einwerbung von drittmittelgeförderten Forschungs-projekten außerordentlich erfolgreich gewesen und er mit bisher schon fünf Professoren/innen, die vor ihrer Erstberufung Mitarbeiter/innen seiner Arbeits-gruppe waren, auf eine recht hohe „akademische Reproduktionsquote“ verweisen könne. Die i.R. seiner Amtszeit als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Berufliche Bildung eingeworbene Ausrichtung der „Hochschultage Berufliche Bildung 2011“ mit fast 1.800 Teilnehmern habe zudem wesentlich dazu beigetragen, den Standort Osnabrück in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik bekannter zu machen.

Auch in den Vorträgen wurde der akademische Werdegang von Thomas Bals thematisiert. So nahm Prof. Sloane die Anwesenden mit auf eine Zeitreise durch die Disziplingeschichte der Berufs- und Wirtschaftspädagogik seit den 1970er Jahren, skizzierte die wissenschaftlichen Positionen der jeweiligen Protagonisten und verortete dabei die Rolle und Bedeutung von Prof. Bals in den damaligen und heutigen Fachdiskursen. Der Rezeption insbesondere der Person Thomas Bals von Seiten seiner Fachkollegen/innen, ehemaligen Mitarbeiter/innen und Weggefährten/innen aus der Berufs- und Wirtschaftspädagogik war der von Dr. Grunau und Dr. Wehking präsentierte und von einem wertschätzenden wie unterhaltsamen Duktus geprägte Videobeitrag gewidmet.

In seinem abschließenden Vortrag zu „Berufsbildung und Biographie“ fokussierte Prof. Bals auf die weithin unterschätzte und mitunter ignorierte gesellschaftliche Bedeutung des Berufsbildungssystems. Dies gelte nicht nur für die vielfältigen Qualifikationspfade und Aufstiegsoptionen, sondern gerade auch im Hinblick auf aktuelle Inklusions- und Intergrationsherausforderungen. Das „duale System“ der Berufsbildung sei heute im übrigen der einzige Bereich des deutschen Bildungssystems für den man sich im Ausland interessiere. Es sei – trotz unstrittiger Schwächen - gleichsam ein begehrter „Exportartikel“. Ihm war es in seinem Beitrag aber auch ein besonderes Anliegen, auf das Problem der als „Neets“ („not in education, employment or training“) etikettierten derzeit fast 1,2 Millionen Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen im Alter von 15 – 29 Jahren in Deutschland hinzuweisen. Hier brauche es angesichts der qualitativen wie quantitativen Dimension des Problems strategischere Konzepte, die Lösungen jenseits üblicher Zuständigkeiten und eingefahrener Denk- und Handlungsmuster entwickeln. Vielleicht könnte hier ein Instrument, das z.B. auch maßgeblich die Entwicklung des deutschen Berufsbildungssystems durch die theoretische Grundlegung der Berufsschule befördert hat (Kerschensteiners Preisschrift „Staatsbürgerliche Erziehung der deutschen Jugend“ aus 1901) und in anderen Gesellschafts-/ Wissenschaftsbereichen (z.B. Mathematik, Archäologie) durchaus gängig ist, zielführend sein, nämlich die Auslobung eines Preisgeldes bzw. einer diesbezüglichen „Challenge“ durch eine staatliche oder private Institution.

Weitere Informationen für die Redaktionen:

Prof. Dr. Thomas Bals

Universität Osnabrück

Institut für Erziehungswissenschaft

Katharinenstrasse 24, 49078 Osnabrück

tbals@uos.de